Modest P. Mussorgskij

Chowanschtschina

Chowanschtschen-Brut

von Modest P. Mussorgskij In russischer Sprache mit deutschen Übertiteln
»Ich aber will kein gedüngtes Land beackern, sondern ich lechze nach Neuland …« Mit diesen Worten kündigte Mussorgskij 1872 den Beginn seiner Arbeit an einem »musikalischen Volksdrama« an. Der »Durst nach Neuland« ist nicht nur künstlerisches Programm, denn: »der Polizeidienst lebt fort, und das Spitzeltum blüht … nur die Zeit hat sich verändert«. Die sinfonische Einleitung zu dieser Oper, »Morgendämmerung und Sonnenaufgang auf dem Roten Platz« klingt wie das Versprechen einer von diktatorialen Gewaltstrukturen befreiten Welt. Dabei wollte er die Ursachen für die tiefe gesellschaftliche Krise seiner Zeit im historischen Vorgang, das „Gegenwärtige im Vergangenen“ entdecken. Dieses Ziel verfolgt auch Regisseurin Andrea Moses in ihrer Stuttgarter Inszenierung. Optisches und szenisches Zentrum der Inszenierung ist der Rote Platz in Moskau, mehrfach übermalt von den wechselnden Machthabern Russlands, Platz der herrschaftlichen Aufmärsche einst und jetzt, der spontanen Erhebungen und ihrer brutalen Niederschlagung, der sektiererischen Verkündigungen, öffentliche Hinrichtungsstätte und zugleich bedeutendster Marktplatz und urbane Informationsbörse im Schutz und Schatten des Kreml.

Mussorgskij hat sein musiktheatralisches Vermächtnis nicht mehr vollenden können. Dmitri Schostakowitsch hat die Partitur orchestriert, die Schlussszene ergänzte kein Geringerer als Igor Strawinsky. Mussorgskijs große Choroper ist erstmals in Stuttgart zu erleben.


Zur Tagung über Mussorgskijs Oper Chowanschtschina (Sonntag, 12. Juni 2016, Opernhaus)
Eine Übernahme vom Anhaltischen Theater Dessau und dem Deutschen Nationaltheater Weimar
Ort
Opernhaus
Dauer
I. und II. Akt: ca. 1 Std. 20 Min.
Pause (nach dem II. Akt): ca. 25-30 Min.
III. bis V. Akt: ca. 1 Std. 35 Min.
Wieder im Repertoire: 08. Mai 2016
Pressestimmen
zur Premiere am 23.11.2014
08.05.2016
Über die Aufführung:
„Das Publikum zeigt sich beeindruckt und begeistert von diesem großen russischen Werk. Viel und langanhaltender Applaus für die Sänger, Dirigat und Orchester.“
„Ein Fest der Stimmen“ von Helmut Pitsch
Opernnetz
24.11.2014
Über den Staatsopernchor:
„[Chor und Extrachor der Oper] präsentieren sich an diesem Abend in Bestform. Mussorgskys farbige Chorsätze, sein authentisches und künstlich hergestelltes russisches Volksgut klingen aus den Kehlen dieser Sänger extrem klar, gebündelt und geradezu idiomatisch; vor allem der Männerchor beweist höchste Strahlkraft. Wer noch nicht wusste, wie außerordentlich dieses Kollektiv ist, der kann es in ‚Chowanschtschina‘ hören.“

Über die Sänger:
Christianne Stotijn verleiht er schillernden Marfa nicht nur sängerisch, sondern auch darstellerisch eine Fülle von Gefühlsfarben, Matthias Klink gibt den glatten Fürsten Golizyn […] mit klarer Höhe und nuanciertem Spiel, und Mikhail Kazakov macht mit seinem prägnanten Bass den Dossifej zu ebenjener zwielichtigen Figur, als die Andrea Moses den Führer der Altgläubigen zeichnet.“
„Russische Seelenschau“ von Susanne Benda
Stuttgarter Nachrichten
25.11.2014
Über die Regie:
„Der Regie gelingt da ein Kunststück: eine opulente Ausstattungsoper mit viel Volksgetümmel, Massenszenen und einem Mord auf offener Bühne.“

Über Dirigat und Regie:
„Hier sphärische Streicher, dort urgewaltig wummernde Bässe – Hewett entfaltet einen tollen Soundtrack zur russischen Historie. Und die Regie geht bezugsreich, bilderhaft und klischeearm zu Werke.“

Über die Sänger:
„Heraus ragen die russisch grundierten Stimmen: Mikhail Kazakov vom Moskauer Bolshoi zeichnet seinen Priester Dossifej als zwielichtigen Fanatiker mit machtvollem Bass, Askar Abdrazakov vom Petersburger Mariinsky gibt seinen Strelitzenführer Iwan Chowanskij als Haudegen mit imposanter Stimme.“
„Der Bär erträgt alles“ von Otto Paul Burkhardt
Südwest Presse Ulm
25.11.2014
Über Ashley David Prewett als Schaklowityi:
„Ashley David Prewett singt die Partie bravourös: mit wahrhaft erlesenem, so kantablen wie markantem und farbenreichen Bariton.“
„Unheilige Dreifaltigkeit“ von Martin Mezger
Eßlinger Zeitung
25.11.2014
Über das Dirigat:
„Simon Hewett am Dirigentenpult bleibt weder den […] lyrischen Momenten etwas schuldig, noch den martialischen Klangeruptionen der von Schostakowitsch faszinierend instrumentalisierten Partitur.“
Rezension von Rainer Zerbst
SWR2 "Journal am Mittag"
24.11.2014