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24.01.2019 Todsündenprobe
Die Todsünden auf der Zielgeraden
„Die sieben Todsünden / Seven Heavenly Sins“ ist die erste Inszenierung seit 23 Jahren, die die Sparten Oper, Schauspiel und Ballett der Staatstheater Stuttgart zusammenführt. Am 2. Februar ist Premiere – die Endproben haben begonnen. Unser Fotograf Bernd Weisbrod hat bei einer davon vorbei geschaut.
Die sieben Todsünden von Bertolt Brecht und Kurt Weill erzählt teils böse und sarkastisch die Geschichte der jungen Frau Anna, die von ihrer Familie – dargestellt durch ein Männerquartett – auf eine siebenjährige Reise geschickt wird, um Geld für ein Eigenheim zu beschaffen.

Die Familie: Elliott Carlton Hines, Christopher Sokolowski, Gergely Németi und Florian Spieß, dazwischen Peaches
Auf der Bühne stehen in der Hauptrolle der Anna gleich mehrere Künstler*innen: Josephine Köhler, neues Ensemblemitglied am Schauspiel Stuttgart, sowie Halbsolist Louis Stiens vom Stuttgarter Ballett sind ebenso dabei wie die kanadische Electroclash-Sängerin und Musikproduzentin Peaches und die ehemalige Erste Solistin des Stuttgarter Balletts Melinda Witham.

Anna gegen Anna: Louis Stiens und Josephine Köhler im Boxring.

Die kanadische Electroclash-Sängerin Peaches zeichnet für den zweiten Teil des Abend verantwortlich: Seven Heavenly Sins.

Vervollständigt das Anna-Quartett: Melinda Witham als gealterte Anna, wie sie auf ihr Leben zurückblickt.
Der zweite Teil des Abends, Seven Heavenly Sins, dreht das Konzept der Todsünden um und setzt ihm eine queere Lesart entgegen, in der die Freiheit des*der Einzelnen, ein selbstbestimmtes Leben zu führen, an erster Stelle steht. Seven Heavenly Sins ist damit nicht nur eine zeitgenössische Aneignung der vom Katholizismus erfundenen Todsünden, sondern ebenso eine feministische Antwort auf das Autorenduo Brecht und Weill.

Tänzer Louis Stiens kommen bei dieser Produktion gleich zwei Aufgaben zu. Er verkörpert nicht nur eine der Annas, sondern choreografiert den Abend auch.


Ein außergewöhnliches Projekt: ein Orchester, eine Schauspielerin, eine Performerin, ein Tänzer, vier Opernsänger, eine Charaktertänzerin, ein Tonpult und viele Lautsprecher – die Regisseurin Anna-Sophie Mahler inszeniert mit Die sieben Todsünden / Seven Heavenly Sins eine multiperspektivische Unternehmung, in der sie zahlreiche Ästhetiken und Handschriften über Folgschaft, Widerstand und das Glück, das entsteht, wenn jemand seinen Weg gefunden hat, zu einem Abend kombiniert.

Das gerade das Glück nicht immer „leicht zu haben“ ist, zeigt diese Inszenierung aber auch.

Und lassen sich am Ende die Totsünden auch besiegen?

Das gesamte Produktionsteam begibt sich jetzt in eine intensive Endprobenphase – auch Sünden wollen probiert sein.
Auf dem Bild: Regieassistentin Carmen C. Kruse mit Elliott Carlton Hines.
Auf dem Bild: Regieassistentin Carmen C. Kruse mit Elliott Carlton Hines.