Eine Art Schatztruhe für die Stimme

Avant un rêve – Vor dem 2. Kammerkonzert in dieser Saison hat uns Kammersängerin Helene Schneiderman einige Fragen zum Thema des Konzertes beantwortet, bei dem das Träumen und Sehnen erlaubt ist.
Liebe Helene, was bedeutet Kammermusik für Dich?
Wenn ich Kammermusik mache, bin ich alleine mit der Musik – ich kann mich allein auf die Stimme, die Begleitung und den Komponisten konzentrieren. In der großen Oper gibt es noch viele andere Dinge, an die ich denken muss oder die meine Aufmerksamkeit verlangen. Deshalb sagen die meisten Sänger*innen, dass Kammermusik und Liedgesang viel schwerer ist als Oper, denn man muss ganz man selbst sein und darf keine Rolle oder Charakter spielen. Dadurch, dass einen kein ganzes Orchester begleitet, kann man die Details der Stimme noch besser wahrnehmen. Verstecken kann man sich nicht. Es ist irgendwie eine Art Schatztruhe für die Stimme.

Hast Du ein Lieblingsstück in diesem Konzert? Würdest Du uns auch den Grund verraten?
Die Brahms-Lieder sind mir persönlich etwas mehr bekannt als das Stück von Fauré, da ich den Brahms vor vielen Jahren in Lugano mit der Tochter von Martha Argerich gesungen habe. Sie ist Bratschistin und ich war sehr bewegt von dem Gespräch zwischen der Mezzo-Stimme und diesem Instrument. Trotzdem liebe ich Fauré, ähnlich wie Debussy, schon sehr. Après un rêve aus den Trois mélodies ist neu für mich und freue mich sehr darauf, es zu singen.

Das passt ja gut. Après un rêve heißt auf französisch soviel wie „nach einem Traum“. Welcher Deiner Träume ist in Erfüllung gegangen?
Fast alle meine Träume sind in Erfüllung gegangen: zwei Töchter zu haben, mein lieber Ehemann (seit 34 Jahren), meine geliebte Stuttgarter Oper (auch seit 34 Jahren), meine Freunde und Kollegen … Das sind schon so viele Träume, aber aufhören zu träumen sollte man nie!

Avant un rêve, vor einem Traum, ist der Titel des 2. Kammerkonzertes. Wovon träumst Du?
Ich träume von einer Welt, in der es weder Rassismus noch Antisemitismus gibt – eine Welt, in der jeder den anderen so behandelt, wie er es selbst gerne für sich hätte.