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14.02.2022 Über eine Freundschaft mit Weinberg und Schostakowitsch
Über eine Freundschaft mit Weinberg und Schostakowitsch
Für die Kammerkonzerte des Staatsorchesters schlagen die Musiker*innen der Konzertdramaturgie ein Programm vor, und manchmal stecken hinter der Stückauswahl ganz persönliche Geschichten. So auch am 16. Februar: Der Abend dreht sich um die tiefe Freundschaft zwischen Dmitri Schostakowitsch und Mieczysław Weinberg. Jewgeni Schuk hat uns erzählt, wie seine Werkauswahl zustande kam.
Der Grund, warum ich mich für das Schostakowitsch/Weinberg-Programm für das 3. Kammerkonzert entschieden habe, liegt in meiner Familiengeschichte begründet. Beide Komponisten waren prägend für mich und meine Familie: Mein Vater und mein Großvater waren mit Mieczysław Weinberg befreundet und kannten auch Dmitri Schostakowitsch gut.
Mieczysław Weinberg kam 1919 in Warschau zur Welt und wurde in eine jüdische Familie geboren. Während seiner Kindheit und Jugend entwickelte sich die politische Situation rasant zu einem menschenverachtenden Regime, das im Zweiten Weltkrieg und der Judenverfolgung gipfelte. Mit dem Überfall der deutschen Truppen auf Polen war klar, dass Weinberg und seine Familie die Flucht ergreifen und ihre Heimat verlassen mussten. Zu groß war die Gefahr, den Nationalsozialisten zum Oper zu fallen.
Wie durch ein Wunder erreichte Mieczysław als einziger die Grenze zur UdSSR – der Rest seiner Familie wurde auf der Flucht ermordet – und konnte sich anschließend bis nach Moskau durchschlagen. Hier tritt mein Großvater Isaak Schuk in das Leben Weinbergs. 1945 war es ihm endlich möglich, wieder aus der Evakuierung zurück in seine Heimatstadt zu kehren und seine Tätigkeit als 1. Konzertmeister am Bolschoi Theater wiederaufzunehmen. Durch diesen Posten und sein Geigenspiel wurde Mieczysław Weinberg auf meinen Großvater aufmerksam und bot ihm kurzerhand an, seine Violinsonate Nr. 1 op. 82 uraufzuführen. Nicht nur von seiner Musik, sondern auch seinem menschlichen Wesen begeistert, willigte er ein. Mit der Zeit entstand eine Freundschaft, die bis zum Tod meines Großvaters im Jahr 1974 halten sollte und nicht nur auf das Berufliche begrenzt war. Die beiden Musikerkollegen verbrachten sogar ihre Ferien gemeinsam und mieteten für sich und ihre Familien eine Datsche, in der mein Vater Mieczysław beibrachte, Fahrrad zu fahren. Das hatte er nämlich in seiner Kindheit nie gelernt.
Auch die Begegnung mit Dmitri Schostakowitsch hat mein Großvater dem Moskauer Opernhaus zu verdanken. Dort saß er nicht nur bei großen Opernaufführung im Graben, sondern war darüber hinaus auch Mitglied des 1. Bolschoi-Streichquartetts, mit dem er bald nach seiner Gründung durch das ganze Land reiste und Konzerte gab. Bei einer dieser Aufführungen kam der noch junge aber bereits aufstrebende Komponist Dmitri Schostakowitsch auf ihn zu und fragte ihn, ob er einige seiner Werke mit dem Quartett uraufführen möge. Gesagt, getan: Im Laufe der Zeit wurden Schostakowitschs Kompositionen zu einem festen Bestandteil des Repertoires der Musiker*innen, und mein Großvater erlebte die aufregende Lebensgeschichte des Komponisten hautnah mit.
Wie Weinberg und Schostakowitsch das Motiv Freundschaft zum Klingen bringen, können Sie am 16. Februar in unserem 3. Kammerkonzert hören.
Mieczysław Weinberg kam 1919 in Warschau zur Welt und wurde in eine jüdische Familie geboren. Während seiner Kindheit und Jugend entwickelte sich die politische Situation rasant zu einem menschenverachtenden Regime, das im Zweiten Weltkrieg und der Judenverfolgung gipfelte. Mit dem Überfall der deutschen Truppen auf Polen war klar, dass Weinberg und seine Familie die Flucht ergreifen und ihre Heimat verlassen mussten. Zu groß war die Gefahr, den Nationalsozialisten zum Oper zu fallen.
Wie durch ein Wunder erreichte Mieczysław als einziger die Grenze zur UdSSR – der Rest seiner Familie wurde auf der Flucht ermordet – und konnte sich anschließend bis nach Moskau durchschlagen. Hier tritt mein Großvater Isaak Schuk in das Leben Weinbergs. 1945 war es ihm endlich möglich, wieder aus der Evakuierung zurück in seine Heimatstadt zu kehren und seine Tätigkeit als 1. Konzertmeister am Bolschoi Theater wiederaufzunehmen. Durch diesen Posten und sein Geigenspiel wurde Mieczysław Weinberg auf meinen Großvater aufmerksam und bot ihm kurzerhand an, seine Violinsonate Nr. 1 op. 82 uraufzuführen. Nicht nur von seiner Musik, sondern auch seinem menschlichen Wesen begeistert, willigte er ein. Mit der Zeit entstand eine Freundschaft, die bis zum Tod meines Großvaters im Jahr 1974 halten sollte und nicht nur auf das Berufliche begrenzt war. Die beiden Musikerkollegen verbrachten sogar ihre Ferien gemeinsam und mieteten für sich und ihre Familien eine Datsche, in der mein Vater Mieczysław beibrachte, Fahrrad zu fahren. Das hatte er nämlich in seiner Kindheit nie gelernt.
Auch die Begegnung mit Dmitri Schostakowitsch hat mein Großvater dem Moskauer Opernhaus zu verdanken. Dort saß er nicht nur bei großen Opernaufführung im Graben, sondern war darüber hinaus auch Mitglied des 1. Bolschoi-Streichquartetts, mit dem er bald nach seiner Gründung durch das ganze Land reiste und Konzerte gab. Bei einer dieser Aufführungen kam der noch junge aber bereits aufstrebende Komponist Dmitri Schostakowitsch auf ihn zu und fragte ihn, ob er einige seiner Werke mit dem Quartett uraufführen möge. Gesagt, getan: Im Laufe der Zeit wurden Schostakowitschs Kompositionen zu einem festen Bestandteil des Repertoires der Musiker*innen, und mein Großvater erlebte die aufregende Lebensgeschichte des Komponisten hautnah mit.
Wie Weinberg und Schostakowitsch das Motiv Freundschaft zum Klingen bringen, können Sie am 16. Februar in unserem 3. Kammerkonzert hören.
Im Foto: Isaak Schuk