zurück
18.01.2019 Auf den Spuren der Pique Dame

Auf den Spuren der Pique Dame

Zwei Jahre vor der Premiere fuhr das Regieteam Jossi Wieler und Sergio Morabito zusammen mit der Kostüm- und Bühnenbildnerin Anna Viebrock nach Sankt Petersburg, zum Originalschauplatz der Geschichte um die alte Gräfin.
Alexander Puschkin, der seine Novelle Pique Dame 1833 schrieb und ein Jahr später veröffentlichte, erwähnte in einem Gespräch, dass das Hauptsujet seiner Geschichte nicht erfunden sei. Der Enkelsohn der Fürstin Natalja Golizyna geborene Tschernyschowa habe ihm erzählt, einmal sehr viel Geld verspielt und seine Großmutter gebeten zu haben, seine Schulden zu bezahlen. Geld hätte sie ihm keines gegeben, ihm aber drei unfehlbare Karten genannt, mit deren Hilfe er sein Geld tatsächlich zurückgewonnen habe. Der Rest der Geschichte sei pure Fantasie.
Fürstin Natalja Petrowna Golizyna geb. Tschernyschowa (1744 - 1837)
Die Fürstin Natalja Golizyna wurde 1744 in Berlin geboren und lebte bis zu ihrem zwölften Lebensjahr im Ausland. Sie verbrachte ihre jungen Jahre in London, sprach vier Fremdsprachen, konnte aber kaum Russisch. 1756 kehrte die Familie nach Russland zurück. Vier Jahre später wurde ihr Vater Botschafter am Hofe des französischen Königs Ludwig XV. Die junge Fürstin zog mit ihm nach Paris, verkehrte in Versailles und war mit dem französischen König befreundet. 1762 kehrte sie nach Sankt Petersburg zurück. Sie heiratete Fürst Wladimir Golizyn, reiste 1783 mit der Familie erneut nach Paris und ließ ihre Kinder an der dortigen Universität studieren. 1790 rief der russische Zarenhof alle in Frankreich lebenden russischen Staatsbürger ins Heimatland zurück. In Sankt Petersburg angekommen, beziehen Golizyns das Stadpalais in der Malaja Morskaja-Straße Nr. 10.
Das Haus der Golizyns in der Malaja Morskaja-Str. 10. Am Haus gegenüber: die Gedenktafel für Pjotr Tschaikowski, der hier 1893 verstarb.
Am 20. Dezember 1837, zehn Monate nach Alexander Puschkin, stirbt die alte Fürstin. im gegenüberliegenden Gebäude verstarb übrigens 1893 Pjotr Tschaikowski, dessen Oper die von ihr inspirierte Gestalt weltberühmt machen sollte. In das später umgebaute und erweiterte Gebäude zog nach der Revolution 1917 zunächst die Kriminalpolizei ein, 1918 wurde es als Cholerabarracke genutzt, heute ist in ihm ein Ärztehaus des russischen Innenministeriums untergebracht.
Wie die Fürstin Golizyna zum Prototyp für Puschkins Novelle, wurde ihr Stadtpalais zur Inspiration des Bühnenbilds von Anna Viebrock.

Wie die Fürstin Golizyna zum Prototyp für Puschkins Novelle, wurde ihr Stadtpalais zur Inspiration des Bühnenbilds von Anna Viebrock ...